Von Bellenberg ans „Tor zur Welt“
Kaja Ziegenbein von der HSG Blomberg-Lippe fiebert
Final Four in Hamburg entgegen. Der Stress ist weg. Kaja Ziegenbein hat just ihre Abi-Klausuren hinter sich. Und jetzt steht für die junge Dame das Final Four der Handball-A-Jugend der HSG Blomberg-Lippe in Hamburg an.
Horn-Bad Meinberg/Bellenberg. Eine wunderbare Idylle. In Bellenberg, ein dörfliches Kleinod nahe der Stadt Horn-Bad Meinberg, wohnt Kaja Ziegenbein (17) mit ihren Eltern Frank und Tina sowie ihren Geschwistern Tim (20), Leah (19) und Emma (14) auf einem wie gemalt gelegenen Bauernhof. Zwei Kaltblüter zupfen hinterm Gatter am Heu, die Katze streunt herum auf der Jagd nach Mäuschen, und der blutjunge Briard schnuppert an den in aller Seelenruhe vor sich hinreifenden Sonnenblümchen. Kein Auto stört die Stille. Der Wind verfängt sich in den Weidenästen, der Blick schweift über ein schon satt blühendes Rapsfeld. Ein perfektes, tiefenentspanntes Ambiente, um sich auf große Aufgaben vorzubereiten. Zum Beispiel auf das Abitur. Die Reifeprüfung hat Kaja Ziegenbein in der Tasche. Am Gymnasium Horn-Bad Meinberg absolvierte sie ihre Abitur-Klausuren in Deutsch, Pädagogik, Biologie und Mathe. „Ich glaube, das hat ganz gut geklappt“, sagt Kaja lächelnd, „nicht super, super gut, aber gewiss auch nicht schlecht“. Der Dank geht an die Schulleitung, Klausuren schrieb Kaja Ziegenbein teils nach. Grund: Die sportlichen Verpflichtungen. Was sie nach der Schule so machen will? Das hat die Handballerin noch nicht so richtig entschieden. Gut Ding will Weile haben. In Sachen Sport hegt Kaja dafür ganz konkrete Vorstellungen. Vor allem für das Final Four in Hamburg, das als „Tor zur Welt“ gilt. „Wir gehen mit voller Konzentration zur Sache, sind auf allen Positionen sehr gut besetzt und können auch in schwierigen Phasen die Konzentration hoch halten“, so die aktuelle U19-Nationalspielerin der Jahrgänge 1996/97, die ihren Teil zum guten Gelingen beitragen will. Wo sieht sie ihre eigenen Stärken? Kaja Ziegenbein schätzt sich so ein: „Ich bin ein durchsetzungsstarker Kämpfertyp, stark im eins-gegen-eins. Ich spiele eher mit Kraft, nicht so filigran.“ Ihre 70 Kilogramm Körpergewicht (pure Muskeln und oben drauf ein kluger Kopf) weiß Kaja Ziegenbein bei einer Körpergröße von 1,73 Metern bestens in Szene zu setzen. Kein Wunder: Fünfmal Training in der Woche, gerade auch in der Vorbereitung aufs Final Four, versetzt Berge. Und eine gesunde Portion Ehrgeiz gesellt sich zu dem allseits geschätzten Talent. Mama Tina, die ihren Gatten Frank selbst beim lockeren Handballspielen kennen lernte, hat damit so ihre Erfahrungen gemacht: „Kaja bringt die Leistung aus sich selbst heraus. Das begann schon im Kindergarten. Sie wollte die Beste mit dem Springseil sein. Als das durch war, ging?s aufs Einrad und so weiter und so weiter.“ Die Tochter lächelt, strahlt, ruht in sich. Zurück zum Sport: Im Final Four wollen Ziegenbein und ihr Team so weit wie möglich kommen, schaffte Kaja doch in den vergangenen zwei Jahren schon jeweils Rang zwei mit der Blomberger A- und B-Jugend. Persönlich verfolgt sie zusätzlich zwei Ziele: „Ich möchte gern in den Bundesligakader der HSG schlüpfen und mich auch beim Deutschen Handball-Bund behaupten.“ Wie im Flug ist eine Stunde in Bellenberg vergangen. Zum Abschied ertönt plötzlich ein heimeliger Klang: Nachbar Klaus Kutz (76), ein großer Bewunderer Ziegenbeinscher Handballkunst, bläst der Mama zu ihrem kürzlich gefeierten Geburtstag ein Ständchen mit seiner blitzeblank-goldschimmernden Trompete. Der Titel spricht für sich: „Bleib? bei mir“. Die Kois im Gartenteich, so scheint es fast, sammeln sich zum Wasserballet unter den Seerosen.
Von Dietmar Welle
Quelle: Lippische Landes-Zeitung
Final 4 Hamburg 2015 Kaja Ziegenbein