HSG Blomberg-Lippe: Fuhr und Kietsch über Rückenwind, Personalplanungen und Bewerbungen
Der Aderlass im letzten Sommer war groß, als zahlreiche Stammkräfte die HSG Blomberg-Lippe im vergangenen Sommer aus verschiedenen Gründen verließen. So ging z.B. Nationalspielerin Xenia Smits nach Metz, um möglichst Champions League zu spielen. Kreisläuferin Noelle Frey hatte Heimweh und kehrte in die Schweiz zurück, Isabell Roch erlag dem lukrativen Angebot aus Bietigheim, Kim Wahle wechselte Studienbedingt nach Celle und Laura Bauer (geb. Magelinskas) folgte ihrem Mann Thomas nach Frankreich. Viele Neuzugänge mussten also integriert werden. Umso bemerkenswerter, dass sich die Fuhr-Truppe recht schnell gefunden und bereits für einige positive Überraschungen in der laufenden Serie gesorgt hat. Damit hatten die wenigsten Experten gerechnet. Auch abseits des Handball-Felds tut sich bei der HSG einiges. Wir sprachen mit Trainer André Fuhr und Geschäftsführer Torben Kietsch über die Entwicklung der vergangenen Monate.
Wenn Ihnen jemand vor der Saison gesagt hätte, dass die HSG nach 16 Spieltagen bereits sechs Siege und zwei Unentschieden auf der Habenseite hat und in Schlagdistanz zu Leverkusen und Buxtehude steht, dann…
André Fuhr:
…hätten wir das mit Sicherheit sofort unterschrieben! Wir waren vor der Saison schon sehr gespannt, wie schnell sich unsere neuformierte Mannschaft findet, schließlich waren im Sommer sieben, teils internationale Neuzugänge zu integrieren. Zudem mussten wir ja nicht irgendwelche Spielerinnen ersetzen, sondern absolute Leistungsträgerinnen, mit Xenia Smits etwa die „Seele unseres Spiels“. Mit einem Durchschnittsalter von 22,6 Jahren schicken wir nun einmal mehr den jüngsten Erstliga-Kader ins Rennen.
Torben Kietsch:
Umso höher ist es einzuordnen, wie unser Team teilweise aufgetreten ist. Die Mannschaft ist trainingsfleißig, ehrgeizig und talentiert. Sicherlich ist die Entwicklung aber vor allem auch ein großer Verdienst von André. Ein frühzeitiger Klassenerhalt wäre in diesem Jahr eine klasse Leistung, bedenkt man die Vorzeichen aus dem Sommer.
Was waren die bisherigen Saison-Highlights?
André Fuhr:
Der Start mit dem Sieg gegen die hochgehandelten Bietigheimerinnen war schon überragend. Dank dieses Auftakts konnte die Mannschaft Vertrauen in die eigene Stärke fassen, wenngleich wir am zweiten Spieltag eine empfindliche Niederlage in Bad Wildungen einzustecken hatten und dann über ein Remis gegen Rosengarten nicht hinausgekommen sind. Aber auch die doppelten Punktgewinne in Leverkusen und Buxtehude sind sicherlich positive Überraschungen gewesen. Dass wir zudem erneut ins Final Four eingezogen sind…
… zum fünften Mal in den letzten zehn Jahren…
André Fuhr:
…ist für unseren Verein natürlich großartig und verleiht uns viel Rückenwind! Auf solche Events arbeiten wir hin. Ich habe noch in sehr lebendiger Erinnerung, wie wir 2014 im Pokal-Halbfinale die favorisierten Leverkusenerinnen besiegt haben und dann kollektiv „durchgedreht“ sind vor Freude. Gleichwohl wollen wir uns bis zum Final Four weiterhin voll auf die Ligaspiele fokussieren, um eine ordentliche Rolle zu spielen und noch einige Punkte zu sammeln. Deshalb haben wir uns insbesondere über die Niederlage in Rosengarten auch massiv geärgert.
Torben Kietsch:
Stimmt. So dürfen wir uns nicht präsentieren! Wir sind in diese Partie ohne „Biss“ gegangen, haben quasi kollektiv jegliche Einstellung vermissen lassen. Wenn wir nicht mit 100% Einsatzwillen zu Werke gehen, kriegen wir gegen jeden Gegner Probleme. In diesen Situationen sind dann vor allem auch unsere Führungsspielerinnen gefordert!
Stichwort Führungsspielerinnen: Die HSG scheint in den Planungen für die neue Saison 2016/2017 schon recht weit. Was tut sich noch mit Blick auf den Kader?
André Fuhr:
Wir sind in diesem Jahr tatsächlich in der glücklichen Lage, dass wir fast alle Spielerinnen über den Sommer hinaus an die HSG binden konnten. Das spricht sicher für sich. Mit Franziska Müller haben wir zudem eine A-Nationalspielerin im Kader, die mit uns den Weg weitergehen will. Aber auch über die Vertragsverlängerungen von Gordana Mitrovic, Anna Monz und Alicia Stolle sind wir sehr glücklich. Bei anderen Spielerinnen haben wir selbst in der Hand, wie es weitergeht. Es ist uns also möglich, diese Mannschaft weiterzuentwickeln, um weiteres Potential „herauszukitzeln“. Vielleicht werden uns dabei ein, zwei, drei Neuzugänge helfen. Diese können aber auch aus den eigenen Reihen kommen.
Torben Kietsch:
Im Kontext der Vertragsverlängerungen möchte ich auch „Babs“ Hetmanek nicht unerwähnt lassen, die ihren Kontrakt ebenfalls verlängert hat. Sie leistet als Internatsleiterin und Trainerin der II. Mannschaft (derzeit Tabellenführer in der 3. Liga Ost; Anm. der Redaktion) wertvolle Arbeit, trägt gemeinsam mit Björn Piontek ihren Teil dazu bei, dass wir auch mit der B- und A-Jugend gute Chancen haben, das jeweilige Final Four zu erreichen. Drei Mannschaften beim Final Four – das wäre, wenn ich das so sagen darf, saustark!
Insofern: alles „im grünen Bereich“ bei der HSG?
Torben Kietsch:
Grundlage unserer Erfolge ist mit Sicherheit, dass wir uns nie auf dem Erreichten ausruhen wollen. Wir versuchen stetig, Verbesserungen herbeizuführen, neue Aspekte zu forcieren, Visionen zu realisieren. Anders ist es aber auch nicht möglich – wir können „nur“ über viel und harte Arbeit kommen. Im Training und auf dem Feld, wie auch abseits der Halle.
André Fuhr:
Aktuell haben wir beispielsweise im Blick, uns in der medizinischen Betreuung breiter aufzustellen. Zusammen mit unserem Team-Arzt Dr. Bertolini und Sergej Gontcharov vom Kooperationspartner „Feel Good“ haben wir die Idee entwickelt, einen eigenen „HSG-Physio“ einzustellen, der sich intensiv um unsere Spielerinnen kümmern kann.
Woher rührt dieser Ansatz?
André Fuhr:
Der Handball ist insbesondere in den letzten Jahren deutlich athletischer geworden, wie man zuletzt auch bei der EM der Männer sehen konnte. Aber auch im Frauenbereich wird unser Sport immer dynamischer. Dieser Entwicklung muss man in der Betreuung, Für-und Vorsorge in jedem Fall Rechnung tragen. Dem wollen wir nachkommen und deshalb jemanden für die HSG gewinnen, der uns idealerweise sowohl im Physiotherapeutischen Bereich, als auch im Athletiktraining, gezielt weiterhelfen kann. Ich denke, ein absolut spannender Job.
Herr Kietsch, Bewerbungen interessierter Leser direkt an Sie?
Torben Kietsch:
Zunächst: Ein detailliertes Anforderungsprofil und weitere Infos sind z.B. auf unserer Homepage zu finden. Die Unterlagen sind dann an die HSG Blomberg-Lippe, Langer Steinweg 8, 32825 Blomberg oder bevorzugt per Mail an torben.kietsch@hsg-blomberg-lippe.de zu senden. Gerne gebe ich auch telefonisch über die Geschäftsstelle weitere Auskünfte.
Neben einem Kandidaten für die offene Stelle, was wünschen Sie sich für den Rest der Saison bzw. wann würden Sie die Spielzeit als Erfolg bezeichnen?
André Fuhr:
Wenn wir die Klasse halten, ohne zittern zu müssen, ist das schon ein großer Erfolg. Darüber hinaus ist es schon immer unsere Aufgabe gewesen, junge Talente zu entwickeln, mit ihnen gemeinsam den Weg in der Bundesliga zu gehen. Das ist jedes Jahr aufs Neue spannend und eine große Herausforderung.
Torben Kietsch:
Aus sportlicher Sicht: Mein Wunsch wäre, dass wir uns am Ende der Spielzeit immer noch in der Tabellenregion wiederfinden, in der wir uns jetzt bewegen. Zudem wollen wir noch ein paar Mal Ausrufungszeichen setzen – im positiven Sinne! Vielleicht ja auch beim Final Four, denn dort gehen wir als Außenseiter an den Start. Wenn uns das Verletzungspech verschont, bin ich optimistisch, dass wir am Ende der Saison absolut zufrieden mit dem Erreichten sein können. Neben dem Sport wollen wir z.B. als attraktiver Sponsoringpartner weiter wachsen, unsere bestehenden Partnerschaften ausbauen und neue Unternehmen für uns gewinnen. Hier sind wir weiterhin auf einem guten Weg, erhalten positives Feedback. Darauf lässt sich aufbauen!
Andrè Fuhr (li) und Torben Kietsch (re) – hier noch mit den mitterlweile verabschiedeten Laura Bauer und Xenia Smits sowie Norbert Helmhold von Sponsor „Lippische“
Foto: brink-medien
Quelle: www.handball-world.de