Bundesliga

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Viel Gute Laune beim Lippisch-Platt lernen

Werner Zahn (links) unterrichtete die Bundesligaspielerinnen Anna Monz, Tessa van Zijl und Silje Brøns Petersen in Lippisch Platt.

Eine unbekannte Sprache lernen, Vokabeln büffeln – all das hat HSG-Torfrau Anna Monz seid ihrer Schulzeit schon länger nicht mehr gemacht. Doch zuletzt drückte sie gemeinsam mit ihren Mitspielerinnen Silje Brøns Petersen und Tessa van Zijl noch einmal die „Schulbank“ und übte sich in einer Sprache, die noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts in unserer Region gesprochen wurde: Lippisch Platt. Im Rahmen der Kooperation mit dem Lippischen Heimatbund unterrichtete Werner Zahn, Mitglied in der Fachstelle Mundart und Brauchtum, die Handball-Asse eine Stunde lang in der heute nahezu vergessenen Sprache. Nachdem sich alle HSG-Spielerinnen zum Auftakt der Kooperation mit dem Heimatbund, welcher 73 Ortsvereine und rund 12.600 Mitglieder umfasst, über ein Exemplar des Heimatkundebuches „Unsere Heimat Lippe“ freuen durften, war dies die zweite, aber sicherlich nicht letzte gemeinsame Aktion. „Wir haben uns vorgenommen, den Spielerinnen während ihrer Zeit bei der HSG die Region Lippe etwas näher zu bringen, ihnen einen Einblick in verschiedene Aspekte der Heimpflege zu geben, und Bräuche und Orte zu zeigen“, erläutert HSG-Geschäftsführer Torben Kietsch den Hintergrund der Lippisch Platt-Stunde. Anfänglich noch etwas zurückhaltend, fanden Anna, Silje und Tessa schnell gefallen an der niederdeutschen Sprache, welche durch die europäische Sprachencharta offiziell geschützt wird und somit erhalten werden muss. Nachdem Werner Zahn den HSG-Akteuren zunächst einige Vokabeln und Wörter beibrachte, schnappte er sich kurzerhand die Gitarre und übte mit den Damen das Lied „Lippisch Platt“, welches sich besonders gut zum lernen der Sprache eignet. „Lippisch Platt, dat es wat, eine schöne Sprache. Schwuinestall un Hönnermest – Das lernen wir nun jetzt!“, schallte es durch die Geschäftsstelle am Blomberger Marktplatz, welche als Klassenzimmer herhielt. Dabei bewiesen die Drei, dass sie nicht nur auf dem Platz einiges draufhaben, sondern auch stimmlich durchaus Chancen auf den „Recall“-Zettel bei Dieter Bohlen hätten. Speziell für den Termin bei der HSG hatte Werner Zahn zudem noch ein weiteres Lied mitgebracht: das in der Stadt bestens bekannte Blomberg-Lied. 2015 hatten Heidi Tappe und Hannelore Budde das Lied in Lippisch Platt übersetzt. „Das kenne ich“, strahlte Anna Monz zufrieden: „Das wurde früher regelmäßig zu unseren Heimspielen gespielt“, erinnert sich die Torfrau, die bereits seit 2012 zwischen den Pfosten des Blomberger Gehäuses wacht. Am Ende der Stunde konnten Anna, Silje und Tessa ihre neuerlernten Sprachkenntnisse schließlich direkt sinnvoll nutzen, und übten gemeinsam einen Aufruf an alle HSG-Fans für das Dortmund-Spiel, welchen sie später einwandfrei vor der Kamera aufsagten. Während das Niederdeutsche früher lange Zeit als Sprache der Armen verpönt wurde, feiert die Sprache heute in vielen Bundesländern eine Renaissance. So wird sie beispielsweise in Hamburg als reguläres Schulfach angeboten und auch in Schleswig-Holstein vielerorts in den Unterricht eingebunden. Und auch in Lippe geht der Lippische Heimatbund neue Wege. „Ziel ist es, dass insbesondere Kinder zumindest eine Begegnung mit der plattdeutschen Sprache erfahren“, so Heimatbund-Geschäftsführerin Yvonne Huebner. Hierzu hat Werner Zahn ein ganzheitliches Konzept erarbeitet und alle lippischen Grundschulen wurden mit einem Kinderordner, welcher Texte, Gedichte und Lieder auf Lippisch Platt enthält, ausgestattet. Auch im Internet bietet sich Interessierten eine super Gelegenheit, einen ersten Eindruck von der Sprache zu gewinnen: Unter www.lippischplatt.de findet sich ein Onlinekurs in acht Lektionen, welcher zum Selbststudium einlädt. Für Kinder gibt es auf der Seite www.kinder-lippe.de zudem ebenfalls einen plattdeutschen Teil, u.a. mit vielen Liedern. Damit nicht genug: Auch der Druck eines plattdeutschen Wörterbuches ist derzeit geplant. „Da man Platt kaum noch im täglichen Leben hört, ist es wichtig, dass die Texte und Lieder auch hörbar sind, dazu sind die neuen Medien ideal. Am PC, Laptop und auch Smartphone kann man sich den größten Teil der Vorlagen anhören“, so Werner Zahn. Regelmäßig bietet er zudem Einsteiger-Kurse an Volkshochschulen an und plant für den Januar 2020 den Start eines Vortragswettbewerbs Lippisch Platt für Schülerinnen und Schüler. Zuvor sollen im Herbst dieses Jahres noch Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten werden. Kietsch: „Vielen Dank an Herrn Zahn, dass er unseren Spielerinnen einen spannenden Einblick in diese regionale Sprache gegeben hat. Wir freuen uns schon jetzt auf weitere gemeinsame Aktionen mit dem Lippischen Heimatbund“. So steht ein Besuch in der Papiermühle Plöger in Schieder, geführt vom Ortsverein Schieder des Lippischen Heimatbundes, ebenso auf dem Plan, wie ein gemeinsames Pickert backen.      
 
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