Gute Nachrichten gibt es vom Frauenhandball-Bundesligisten HSG Blomberg-Lippe. Alicia Stolle kehrt dem Lipperland nicht den Rücken, sondern bleibt an der Ulmenallee. „Für mich ist es die beste Variante“, sagte die 20-jährige Stolle, die seit 2014 für die HSG auf Torejagd geht.
Stolle, Psychologie-Studentin in Bielefeld, war durch ihre Leistungen bei der HSG in Abwehr wie in Angriff auf der halbrechten Position in den Kader der Nationalmannschaft aufgerückt und zählte zuletzt zum festen Stamm von DHB-Trainer Michael Biegler, der der langmähnigen Linkshänderin sein Vertrauen schenkt.
Aus Neutralitätsgründen, so die Pressestelle des Deutschen Handball-Bundes, gebe es keine Stellungnahme zum Verbleib Stolles in Blomberg. Im DHB-Hauptquartier in Dortmund soll allerdings die Meinung vorherrschen, dass Blomberg für den jetzigen Entwicklungsstand Stolles der beste Standort sei.
Das sieht Stolle auch so: „Ich bekomme hier viel Spielzeit und kann mich noch weiter entwickeln.“ Über die Angebote von anderen Spitzenteams (Metzingen, Thüringen u.a.) aus der Liga freue sie sich zwar durchaus, doch: „Dennoch habe ich hier eine sehr gute Perspektive und ich möchte mich über Blomberg für die Heim-WM in diesem Jahr empfehlen.“
Auf diesem Weg darf sie sich über Begleitschutz durch ihren Trainer André Fuhr verlassen, der angesichts der Stolleschen Entscheidung frohlockt: „Alicia ist eine sehr gute und für uns unglaublich wichtige Spielerin. Sie ist ein wichtiger Bestandteil in der kommenden Saison. Ich bin sehr zufrieden.“ Für Geschäftsführer Torsten Pfennig steht fest: „Es ist ein deutlicher Fingerzeig für unsere tägliche Arbeit. André Fuhr hat Alicia zur Nationalspielerin geformt, und sie dankt es dem Verein. Das zollt von Charakter.“
HSG-Beiratschef Jens Genge zur aktuellen Situation: „Dass Alicia Stolle ihren Vertrag erfüllt, ist angesichts der ihr sonst noch vorliegenden Angebote eine große Auszeichnung für Blomberg.“ Genge erinnert sich: „Manchmal überholen wir uns ja selbst. Irgendwann waren wir total stolz, dass wir mit Sabrina ,Erbse’ Neukamp eine Nationalspielerin hatten. Die war zwar bei uns groß geworden, wir haben sie dann mit dem Heristo-Geld zurückgeholt.
Jetzt haben wir mit Anna Monz und Franziska Müller zwei ehemalige Juniorinnen-Nationalspielerinnen, die von unserem Trainer André Fuhr über die Jahre zu A-Nationalspielerinnen gebracht wurden.“ Bei Stolle sei dieser Prozess sehr viel schneller gegangen.
Beeindruckt hat Genge die Entwicklung in der ersten Saison zu einer kompromisslosen Abwehrfrau, die in der vorigen Saison auch im Angriff mehr und mehr Selbstvertrauen bekommen habe. Genge: „Man muss ja auch bedenken, dass sie erst 20 Jahre alt ist.“ Nach Auffassung von Genge haben „beide Parteien alles richtig“ gemacht.
Stolle könne heimatnah Handball und Studium verbinden: „Bei einem Europapokal-Teilnehmer ist an ein Studium im Wintersemester kaum zu denken. Ich bin sehr glücklich darüber, dass Blomberg weiterhin eine Identifikationsfigur hat, die unsere Philosophie lebt und zeigt, dass man auch vom Land etwas erreichen kann.“
Alicia Stolle, 20 Jahre alt und Psychologie-Studentin in Bielefeld, hat im HSG-Dress den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Der aktuelle Vertrag hätte es hergegeben, dass die Linkshänderin im Sommer wechselt. Doch jetzt sind die Fakten klar – und alle sind happy.
Quelle: lz.de
Text: Dietmar Welle