Seit 2018 kooperiert der Handball-Bundesligist HSG Blomberg-Lippe mit dem Lippischen Heimatbund, welcher 73 Ortsvereine und rund 12.600 Mitglieder in Lippe umfasst. Zum Auftakt erhielt jede Spielerin ein Exemplar des Heimatkundebuches „Unsere Heimat Lippe“ und einige Spielerinnen durften sich zudem im Lippisch Platt versuchen. Im November standen nun zwei weitere gemeinsame Aktionen auf dem Plan.
Hannelore Budde vom Heimatverein Blomberg nahm die beiden HSG-Spielerinnen Isabelle Jongenelen und Merle Heidergott in der Stadtbibliothek Blomberg mit auf eine Zeitreise in die Blomberger Vergangenheit. Dabei ging es um ein Thema, das sich wohl insbesondere bei Frauen großer Beliebtheit erfreut, denn im Mittelpunkt standen Schuhe. So erfuhren Merle und Isabelle, dass das traditionelle Schuhmacherhandwerk vom 17. bis zum 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Erwerbsleben der lippischen Kleinstadt spielte, denn Schuhmacher bildeten die größte Berufsgruppe in der Nelkenstadt.
Außerdem berichtete Hannelore den Rückraum-Akteurinnen, dass der Schuhmacher für einen Schuh circa zwölf bis 14 Stunden benötigte. Die Schuhe wurden anschließend auf umliegenden Märkten verkauft. Dabei nahmen die Blomberger Schuhmacher bis zu zwei Tagesmärsche in Kauf. Gerade in der Dunkelheit spielte daher die „Blomberger Schusterlaterne“ eine wichtige Rolle: denn damit sich die Schuhmacher auf dem Nachhauseweg nicht aus den Augen verloren, ließen sie ihre weißen „Hemdschlapp“ aus der Hose hängen.
Am Ende der Führung verwöhnten Hannelore und ihr Mann Wolfgang die HSG-Spielerinnen passend zum Thema mit selbstgebackenen Schuhsohlen. Die schmeckten so gut, dass sich Merle und Isabelle gleich das Rezept sicherten, um die Mitspielerinnen damit während einer Busfahrt zu einem Auswärtsspiel zu verköstigen, denn da müssen die Spielerinnen traditionell etwas Gebackenes mitbringen.
Gemeinsam backten auch die HSG-Spielerinnen Anna Monz-Kühn, Munia Smits und Tessa van Zijl bei ihrem Besuch des Heimatvereins „Unser Diestelbruch“ in Detmold. Dort stand allerdings eine westfälische Spezialität auf dem Programm: der Pickert. Dieser gehört übrigens seit mehr als 250 Jahren zum festen Bestandteil der lippischen Küche.
Unter der fachkundigen Leitung von Ingelore Meierjohann schälten die Handball-Asse die Kartoffeln und rieben sie stilgerecht mit einer traditionellen Kartoffelreibe. Währenddessen erfuhren sie, dass der Pickert-Teig heutzutage überwiegend aus Kartoffeln, Eiern und Weizenmehl besteht. Früher setzte man hingegen auf Weizen- oder Buchweizenmehl, aber mit der Einführung der Kartoffel im lippischen Raum, erhielt die preiswerte Kartoffel Einzug in den Pickert.
Das Motto „gut Ding will Weile haben“ passte wahrscheinlich selten so gut, wie bei der Pickert-Zubereitung. Denn der mit Hefe versetzte Teig muss einige Stunden aufgehen. Daher griff Pickert-Expertin Ingelore zu einem Trick, hatte sie doch dankenswerterweise bereits am frühen Morgen einen Teig zubereitet. So füllte sich schon kurze Zeit später der Gemeinschaftsraum des Vereinshauses mit dem köstlichen Duft nach frisch gebratenem Pickert. Als „Topping“ konnten die HSG-Spielerinnen zwischen Leberwurst, Butter, Rübenkraut und Pflaumenmus wählen.
Pickert-Neuling Tessa war nach dem ersten Kosten restlos begeistert: „Die schmecken wirklich super“ sagte sie und füllte den Teller noch einmal voll. Auch die beiden Pickert-Kennerinnen Anna und Munia waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Mit dem Rezept in der Tasche ging es anschließend nach einem schönen Vormittag auf die Heimreise.
HSG-Geschäftsführer Torben Kietsch: „Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlich beim Lippischen Heimatbund und den Vertreter*innen vor Ort für zwei schöne Termine bedanken. Es ist uns ein Anliegen den Spielerinnen, die ja teilweise aus ganz Deutschland stammen oder sogar aus dem Ausland nach Blomberg gekommen sind, die Region Lippe und ihre Traditionen, Bräuche und Geschichte näherzubringen. Toll, dass uns das gemeinsam mit dem Lippischen Heimatbund so gut gelingt.“ Und vielleicht sehen sich die Akteur*innen bald wieder, denn es ist auch bei der 2. Auflage des Winterballs wieder ein Besuch der Ortsvereine geplant. Das Winterball-Heimspiel der HSG Blomberg-Lippe findet am 3. Januar (19:30 Uhr) gegen den amtierenden Deutschen Meister aus Bietigheim in der PHOENIX CONTACT arena in Lemgo statt.