Blomberg. Nach drei Siegen in Reihe und einer verheißungsvollen Leistung beim 27:28 gegen Metzingen hatte sich Frauenhandball-Bundesligist HSG Blomberg-Lippe daheim gegen HC Leipzig etwas ausgerechnet. Doch daraus wurde vor ausverkaufter Kulisse nichts. Die Schützlinge von Trainer André Fuhr unterlagen dem amtierenden deutschen Pokalsieger mit 25:31 (10:17). Ein verdienter Sieg des von finanziellen Problemen gebeutelten Gastes.
Leipzig agierte mit seinen neun Feldspielerinnen und zwei Torfrauen wie aus einem Guss, bot eine massive Deckung mit einer exzellenten Torhüterin Nele Kurzke zwischen den Pfosten und profitierte im Angriff von seiner Treffsicherheit und dem mangelnden Widerstand in der HSG-Defensive.
Vor allem im ersten Abschnitt blieben die Nelkenstädterinnen den Nachweis ihrer Bundesligatauglichkeit schuldig, veranstalteten stattdessen ein Fahrkarten-Festival. „Wir haben 20 Minuten gar nicht mitgespielt“, ärgerte sich Fuhr über den Auftritt seiner Eleven vor 899 Zuschauern. Die Wucht, mit der Leipzig zu Werke ging, schien Blomberg zu überraschen, obwohl doch Fuhr schon im Vorfeld davor gewarnt hatte.
Leipzig wirkte also keineswegs wie ein angeschlagener Boxer, sondern eher wie ein angriffslustiger Raufbold, der sich immer wieder prächtig in Szene setzte. Vor allem die bullige Kreisläuferin Hildigunnur Einarsdottir verschaffte sich Freiheiten, von denen Blomberg in der eigenen Offensive nur träumen durfte. Einarsdottir markierte denn auch sechs Treffer und avancierte damit zur besten Werferin ihrer Mannschaft. „Darüber müssen wir noch sprechen“, drohte Fuhr klare Worte angesichts der Nachlässigkeiten an.
Die Partie war eigentlich nach 30 Minuten schon entschieden angesichts der sieben Treffer Differenz. Doch Blomberg besann sich nach der Pause seiner Tugenden, holte plötzlich Bälle in der Abwehr, die über die harpunenartigen Vorstöße Franziska Müllers rasch zum 16:19 führten. HC-Coach Norman Rensch roch den Braten, nahm eine Auszeit und mahnte seine Truppe zur Vorsicht. Rensch: „Wir wussten ja, dass Blomberg nie aufgibt, haben dann das Problem mit der Abwehr und den Torhütern gelöst. Das war sehr, sehr gut. Wir sind gewarnt an die Ulmenallee gekommen und haben Widerstand erwartet.“ Schnell verpuffte die auch auf den Rängen aufkommende Euphorie und beim 19:27 (49.) und 21:29 (54.) war der Fisch geputzt.
Der angefressen wirkende Fuhr zeigte sich nach dem bitteren Ende wenig versöhnlich, obwohl die HSG-Fans ihre Lieblinge mit Applaus in die Kabine entließen. „In der ersten Halbzeit hat niemand Normalform gezeigt, danach nehme ich das Positive mit, dass wir wieder dran gekommen sind. Insgesamt war unser Rückraum zu ungefährlich.“ Noch sei es, so der 45-Jährige weiter, unbedingt vonnöten zu punkten: „Wir müssen Gas geben – und die ersten 30 Minuten können wir nicht einfach so stehen lassen.“
Text und Foto: Dietmar Welle; Quelle: LZ.de